i der sogenannten dezentralen Energieversorgung erfolgt eine verbrauchernahe Produktion der benötigten Energie. Somit steht diese Form der Energieerzeugung im Gegensatz zur klassischen Form der Energieerzeugung in großen Kraftwerken.[1]
Für die dezentrale Erzeugung von Energie war in den vergangenen Jahren auch ein zunehmender technischer Fortschritt, insbesondere im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnik, aber auch im Bereich der dafür notwendigen Erzeugungsanlagen notwendig. Beispielsweise konnte erst durch eine Vernetzung von Anlagen eine effizientere Bereitstellung und Nutzung von Energie erreicht werden. Auch wird beispielsweise eine Steuerung von Windkraftanlagen erst mittels Netzwerk- und Mobilfunkinfrastrukturen ermöglicht.
Im Weiteren gewann die dezentrale Energieversorgung zunehmend an Bedeutung durch die zunehmende Liberalisierung der Energiemärkte sowie das verstärkte Bewusstsein der Bürgerinnen und Bürger für umweltpolitische Aspekte und den schonenden Einsatz von Ressourcen.[2]
Somit kann die dezentrale Energieversorgung als Abkehr von der bestehenden Top-Down-Versorgungsstruktur mit zentralen Kraftwerken hin zu einer Stromerzeugung im sogenannten Downstream-Bereich der Wertschöpfungskette angesehen werden. Ein wichtiger Faktor für die dezentrale Energieversorgung ist, wie bereits zuvor erwähnt, die Liberalisierung des Strommarktes in Deutschland gewesen. Bis zu den 1990ern war der deutsche Strommarkt durch eine zentrale Struktur geprägt, die von wenigen Energieversorgungsunternehmen dominiert wurde. Durch ihre Quasi Monopolstellung erfolgte auch nur in einem sehr geringen Umfang eine technische Weiterentwicklung.[3]
Erst durch die europäische Gesetzgebung und die damit verbundene Neuregelung des Energiewirtschaftsrechts wurden die Grundsteine für eine Liberalisierung des Strommarktes gelegt. Ziel hierbei war es einerseits eine verbraucherfreundliche, aber auch eine umweltverträgliche und leistungsgebundene Versorgung der Öffentlichkeit mit Energie sicherzustellen. Dabei wurde der Fokus auf einen zunehmenden Einsatz von erneuerbaren Energien gelegt.[4]
Die Liberalisierung des deutschen bzw. des europäischen Strommarktes führte entsprechend auch zu einem zunehmenden Marktwettbewerb. In diesem Kontext muss jedoch auch hervorgehoben werden, dass die Versorgungssicherheit für die Bürgerinnen und Bürger, aber auch für die Unternehmen von grundlegender Bedeutung ist. In den vergangenen Jahren hat der Anteil von dezentralen Energieanlagen stetig zugenommen. Hierbei handelt es sich insbesondere um Windenergie- und Photovoltaikanlagen sowie um Blockheiz- und Biogaskraftwerke. Aber auch kleinere Wasserkraftwerke und die Nutzung von Brennstoffzellentechnologien erfreuen sich einer zunehmenden Beliebtheit.[5]
Durch die zunehmende Anzahl von dezentralen Energieanlagen, die mitunter auch von lokalen Stadtwerken betrieben werden, soll die Versorgungssicherheit entsprechend gewährleistet werden. Meist handelt es sich dabei um das Angebot von nachhaltiger und regenerativer Energie, dessen Preise zumindest in den vergangenen Jahren noch oberhalb der Preise für konventionelle Energie lagen. Aufgrund der beschränkten Energiedichte sind diese Kraftwerke entsprechend auch dezentral angesiedelt. Andererseits wird sowohl in der Bevölkerung als auch in der Politik ein zunehmender Fokus auf den Einsatz von regenerativen Energieträgern gelegt. Ziel ist es in Zukunft auf Energieträger wie Kohle, Kernkraft und andere fossile Brennstoffe bei der Energieerzeugung zu verzichten.[6]
Die zunehmende Liberalisierung des deutschen Strommarktes zeigt somit, dass in Zukunft die Stromerzeugung durch eine zunehmende Anzahl von dezentralen Energieanlagen in unterschiedlicher Art und Weise erfolgen soll. Damit nimmt auch der Bedarf an Großkraftwerken an zentralen Standorten stetig ab. Damit jedoch die Versorgungssicherheit jederzeit gewährleistet werden kann, müssen individuelle Lösungen unter Berücksichtigung der spezifischen Gegebenheiten vor Ort erarbeitet werden. Insgesamt kann die Sicherung der Versorgungssicherheit in den kommenden Jahren des zunehmenden Einsatzes von erneuerbaren Energien, die wie beispielsweise Windkraftanlagen nur beschränkt steuerbar sind, als Herausforderung für den Strommarkt angesehen werden.[7]
Durch die Liberalisierung des Strommarktes wurde jedoch nur der Einsatz erneuerbarer Energien wie Windkraft- und Solaranlagen gefördert. Eine Förderung von Blockheizkraftwerken, die mit fossilen Energieträgern betrieben werden, fand hingegen nicht statt. Vielmehr wurde der Betrieb derartiger Anlagen durch die Liberalisierung und der damit im Zusammenhang stehenden Einspeisevorrang erschwert. Gemäß der erneuerbare-Energie-Gesetze haben erneuerbare Energien stets einen Vorrang bei der Netzeinspeisung.[8] Somit werden durch dieses Gesetz auch dezentrale Kraftwerke, die fossile Energieträger nutzen, benachteiligt.
Jedoch wird dieser Einspeisevorrang zunehmend durch die europäische Kommission kritisiert. In diesem Zusammenhang deuten Pläne der europäischen Kommission darauf hin, dass dieser Einspeisevorrang abgeschafft wird, sobald der Ökostrom einen Anteil von 15 %, gemessen an dem gesamten in Europa erzeugten Volumen elektrischer Energie, erreicht wird.[9] Durch diese geplanten Vorgaben der europäischen Kommission soll entsprechend ein besserer Wettbewerb für alle Energieerzeuger erreicht werden. Dennoch muss dies auch kritisch betrachtet werden, denn bereits jetzt ist zu erkennen, dass Investitionen in erneuerbare Energien auf dem europäischen Markt zurückgefahren werden, was sich entsprechend nachteilig im Kontext des zunehmenden Klimawandels und der Umsetzung von geeigneten Maßnahmen in diesem Zusammenhang auswirkt.[10]
[1] Vgl. Brauner, G. (2016) Energiesysteme: regenerativ und dezentral: Strategien für die Energiewende, S. 158ff.
[2] Vgl. Brauner, G. (2016) Energiesysteme: regenerativ und dezentral: Strategien für die Energiewende, S. 151ff.
[3] Vgl. Nestle, D. (2007) Energiemanagement in der Niederspannungsversorgung mittels dezentraler Entscheidung: Konzept, Algorithmen, Kommunikation und Simulation, S. 13.
[4] Vgl. Synwoldt, C. (2016) Dezentrale Energieversorgung mit regenerativen Energien: Technik, Märkte, kommunale Perspektiven, S. 389.
[5] Vgl. Eiselt, J. (2012) Dezentrale Energiewende: Chancen und Herausforderungen, S. 112.
[6] Vgl. Synwoldt, C. (2016) Dezentrale Energieversorgung mit regenerativen Energien: Technik, Märkte, kommunale Perspektiven, S. 82ff.
[7] Vgl. Karl, J. (2006) Dezentrale Energiesysteme: Neue Technologien im liberalisierten Energiemarkt, 2. Auflage, S. 269.
[8] Vgl. Die Bundesregierung (2013) Energiewende: Energie-Lexikon: Einspeisevorrang.
[9] Vgl. Bundesverband erneuerbare Energien e.V. (2016) Einspeisevorrang für saubere Energien erhalten.
[10] Vgl. IG Windkraft (2017) Änderung der Erneuerbaren-Richtlinie: Stellungnahme der IG Windkraft, S. 2ff.
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